Wende im Eis

DIE GESCHICHTE DER LETZTEN DDR-ANTARKTISFORSCHER

Ein Film von Anna Schmidt

Es soll das größte Abenteuer ihres Lebens werden: Ein Forschungsaufenthalt in der Antarktis. 13 DDR Wissenschaftler und Techniker brechen 1989 von Ostberlin zur Forschungsstation Georg Forster auf. Dass sich ihr Leben, ihre Heimat während dieser Expedition von Grund auf verändern würde, ahnten sie zu diesem Zeitpunkt nicht. Nach dem Fall der Mauer bleibt die Gruppe noch bis Mai 1991 im ewigen Eis, fern von den Entwicklungen in der Heimat.

Doch der deutsche Vereinigungsprozess wird auch in der Antarktis am 3. Oktober mit Flaggenwechsel und Zapfenstreich vollendet. In der antarktischen Sturmnacht wird auf dem Dach der Station unter Singen der beiden Nationalhymnen die alte Flagge eingeholt und die neue gehisst. Eine Trompete erklingt. Die Deutschen begrüßen zusammen mit ihren Polarnachbarn - den Sowjets und den Indern - das neue Land. In den ersten Monaten mit dabei: ein Kamerateam der DEFA. Wie in einem Brennglas vollzieht sich auch in der Antarktis ein erhebender und gleichzeitig schmerzhafter Prozess. An ihren Forschungsaufgaben halten die DDR-Wissenschaftler fest. Vor allem an ihrem Ozonprogramm, mit dem sie sich in den 80er Jahren internationale Anerkennung verschafft haben. Die Georg Forster Station verfügt als einzige der Welt über langjährige Messreihen, die den Nachweis über die zeitliche und vertikale Ausdehnung des Ozonlochs bringen. Bis heute greifen Wissenschaftler aus aller Welt auf diese Daten zurück. Die DDR betrieb wichtige Forschung am Südpol. Auch wenn die Georg Forster Station zu Beginn ein Politikum zu Zeiten des Kalten Krieges war. Es ging um internationale Anerkennung der DDR und die Stärkung des sozialistischen Lagers am Südpol.
Als die Männer schließlich im Frühjahr 1991, nach eineinhalb Jahren zurückkehren, kommen sie in einem fremden Land an.
Viele Forschungsergebnisse der letzten DDR-Expedition wurden nicht ausgewertet. Mit einigen arbeiten heute Wissenschaftler auf der ganzen Welt weiter. Die Station Georg Forster gibt es nicht mehr. Von 1993-1996 wurde sie abgetragen und landete auf dem Schrotthaufen der Weltgeschichte.
Wie schauen die DDR Polarforscher heute, nach 30 Jahren auf dieses Stück Geschichte, auf den Mauerfall und die Wiedervereinigung, die sie aus der Ferne mit einem anderen Blick erlebten?

Der Film rekonstruiert anhand von Zeitzeugenberichten, Tagebuchauszügen, Briefen, Filmmaterial, grandiosen Landschaftsaufnahmen vom Ort der Handlung und einmaligen Fotos die Gedanken und Gefühle, die Forschungsexpeditionen und die Folgen der Zehntausende Kilometer entfernten Ereignisse auf die kleine DDR-Expedition mitten im ewigen Eis.
Skurril, ernsthaft, unterhaltsam und exklusiv. Ein Kammerspiel vom anderen Ende der Welt an einem Wendepunkt der Weltgeschichte